Author: Brigitte Schmidt, Köln, Deutschland
Date: Sep 26, 2003 21:45
Size: 1769 x 1326
Type: jpg
User's short description: Aufgenommen Juni 03/ca. 19.00 Uhr auf Norderney, am Südstrandpolder - eine Graugansfamilie macht ihren Abendspaziergang auf dem Deich - abseits vom Vogelschutzgebiet, in dem Graugänse in diesem Jahr ihre Jungen ausgebrütet und großgezogen haben.
Im Gänsemarsch ...
Alles muss seine Ordnung haben, und in einem Junggänse-Leben gilt das ganz besonders. Dafür aber geniesst man als Teil solch einer Gänse-Kolonne auch verkehrsrechtlichen Vorrang auf dem Deich.
Brigitte Schmidt aus Köln erlebte diese reizvolle Begegnung der tierischen Art . Glücklicherweise trug sie ihre Kamera griff- und schussbereit mit sich, so dass sie schnell reagieren und die Parade der Junggänse mit der Muttergans dokumentieren konnte.
Dabei hat sie den besonderen Reiz der Situation gut erfasst und die charakteristische Formation der Gänsefamilie, den Gänsemarsch, mittels der betont seitlichen Aufnahmeposition wunderbar wiedergegeben. Dieses wird noch unterstützt von der tiefen Kamerahaltung: dadurch stehen die Gänse fast wie freigestellt vor dem abendlichen Himmel. Natürlich hätte man diesen Effekt durch einen noch tieferen Kamerastandpunkt weiter verstärken können, die Fotografin hätte lediglich ein wenig in die Hocke gehen müssen. Dann wären vielleicht die leicht störend über den Deich ragenden Pflanzenwipfel unter dem Horizont verschwunden, andererseits aber würde man wahrscheinlich die Aufsicht auf den Deichweg verlieren. Diese Aufsicht ist aber für das Bild sehr wichtig, weil es dem Marsch der Gänse einen offensichtlichen und nachvollziehbaren Sinn gibt. Wenn also die Bäume wirklich so störend sind: die darf man in der Bild-Nachbearbeitung bedenkenlos entfernen.
Es hätten sich der Fotografin aber noch einige andere Möglichkeiten geboten, ihre Aufnahme weiter zu optimieren. Eine ganz wichtige davon ist die Festlegung des Ausschnitts. Mich stört an der Aufnahme in der von Birgit Schmidt gezeigten Form doch erheblich der Anschnitt des rechten Bildrandes mitten durch die letzte Gans. Und auch die Muttergans sitzt etwas knapp am linken Bildrand. Da hätte sie einfach nur einen Schritt rückwärts machen müssen und schon hätte sie etwas mehr Raum im Bild gehabt. Bei einem Zoom-Objektiv hätte auch ein Zoomen in Richtung Weitwinkel den gleichen Effekt ergeben.
Etwas mehr Kraft kann man dem Bild verleihen, wenn man den Horizont im Bildformat durch entsprechenden Anschnitt nach unten versetzt. Dann bekommt der weite, offene Himmel deutlich mehr Gewicht und die Aufreihung der Gänse wird noch eindrucksvoller.
Ich habe alle diese Dinge in der Bildbearbeitung nachvollzogen, rechts und links etwas Bildfläche angesetzt, die über den Horizont ragenden Pflanzen weggenommen und den Ausschnitt korrigiert. Zur Verdeutlichung meines Ausschnittes habe ich das Format der ursprünglichen Aufnahme gekennzeichnet und den Beschnitt in 30% Dichte stehen gelassen.
Noch eine kleine Kritik bleibt. Ich finde es sehr schade, dass ausgerechnet die Anführerin des Gänsetrupps, die Muttergans, sich im Augenblick der Aufnahme von der Kamera abwendet, obwohl sie den Schnabel so herrlich provokant zum Schnattern geöffnet hat. Da hätte die Fotografin ein wenig Geduld aufbringen müssen und für ihre Aufnahme einen Zeitpunkt abpassen müssen, in welchem die Gans sich der Kamera zuwendet. Zur Not muss man dann eben ein paar Meter die Gänseschar parallel begleiten, die Kamera auslösebereit am Auge.
Trotz aller dieser kleinen Verbesserungsmöglichkeiten zeigt das Foto von Brigitte Schmidt aber sehr gute Ansätze und beweist ihre Fähigkeit zum Erfassen von fotografisch interessanten Situationen. Das ist schon einiges wert. Vielleicht trägt mein Beitrag hier ja dazu bei, dass sie beim nächsten Mal ihre fotografischen Ambitionen noch perfekter dokumentieren kann.
Trackingnumber: tutor-001996
Author: Friedrich Teschmer, Gelsenkirchen, Deutschland
Date: Oct 13, 2003 10:25
Size: 1280 x 960
Type: jpg
User's short description: Ort: Baustelle in Essen / Kamera: Fuji FinePix 4700zoom / Bearbeitung mit Photoshop
Müll ...
Das sieht ja ziemlich schlimm aus, der in der ganzen Gegend verstreute Müll. Könnte es sich dabei schon um einen ausgewachsenen Skandal handeln? Das vermögen wir aus der Distanz heraus natürlich nicht richtig zu beurteilen.
Aber: steckt doch noch mehr hinter diesem merkwürdigen Bild?
Der Fotograf des heute von mir besprochenen Fotos, Friedrich Teschmer, besitzt eine recht ordentliche Digitalkamera. Damit hat er seine Ansicht des Müll-Containers fotografiert und anschließend in Photoshop, der universellen Bildbearbeitungs-Software, weitgehend überarbeitet.
Ob allerdings diese Überarbeitung notwendig oder gar sinnvoll war, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Wir müssen uns diese Frage stellen: wurde das Bild dadurch besser oder ausdrucksstärker?
Die Aufnahme selbst zeigt wenig gestalterische Kraft. Weder der Bildaufbau noch die Wahl der Perspektive offenbaren irgendwelche besonderen konzeptionellen Ideen. Das Ganze macht den Eindruck eines eher zufälligen Entstehens, wie so eben mal im Vorübergehen auf den Auslöser gedrückt. Nun könnte ein Foto natürlich auch lediglich vom Reiz des Motivs leben. Dieses hier reißt uns zwar nicht gerade vom Hocker, aber immerhin hätte man aus dem vom Autor entdeckten Thema doch etwas machen können. Dazu aber hätte er sich auf jeden Fall erheblich intensiver mit diesem Motiv beschäftigen müssen, dann hätte er ganz sicher hier eine Menge interessante und aussagekräftige Bilder entdecken können. Es wäre sicher wesentlich erfolgversprechender gewesen, hier etwas tiefer in die Materie einzudringen. Und das meine ich im wörtlichen Sinne des Wortes. Es ist also angesagt, dem Motiv auf den Pelz zu rücken, aber das habe ich an dieser Stelle ja wohl schon oft genug betont.
So aber bleibt die Aufnahme von Friedrich Teschmer bedauerlicherweise recht flach und belanglos. Und auch von dem sicherlich positiv zu bewertenden Ansatz, sich hier um die Missstände im Abfallwesen zu engagieren, bleibt mangels fotografischer Ausdruckskraft des Bildes nichts Wesentliches übrig.
Da hilft dann auch die digitale Verfremdung nicht weiter. Die nachträgliche Bildbearbeitung mit der farblichen Akzentuierung des Müllcontainers und der „Vergrauung” der Umgebung ändert an diesem Mangel überhaupt nichts. Es bleibt eben so, wie es immer und in allen anderen Bereichen auch ist: eine mangelhafte Substanz kann man auch durch die besten aller Verfahren und Tricks nicht wirklich zu Gold verwandeln. Oder, um in dem Motiv angepasster Sprache zu reden: Müll bleibt Müll.
Das bringt uns letztendlich aber zu einer wirklich befriedigenden Erkenntnis: entscheidend für die Qualität einer Arbeit — und das beschränkt sich keineswegs auf eine fotografische — ist immer die Leistung des schaffenden Menschen und nicht die Möglichkeit des Einsatzes geballter Technik.