Author: Seah Jimmy, Singapore, Singapore
Date: May 12, 2003 17:37
Size: 712 x 709
Type: png
User's short description: Fly on my car wind screen.
Ganz schön skurril —
der Einfall, lediglich eine auf der Windschutzscheibe seines Autos sitzende Fliege zu fotografieren - wenn es sich denn wirklich nur um eine harmlose Fliege handelt.
Der Fotograf war sicher von diesem kleinen Insekt besonders fasziniert, zumal es — weil auf der Glasscheibe sitzend — ihm seine Unterseite bot, die ansonsten fotografisch nicht so ohne weiteres zugänglich ist. Da seine Kamera in ihrer technischen Ausstattung nach Herstellerangabe ja offensichtlich geeignet sein soll für den Makrobereich, also für Fotoaufnahmen der ganz kleinen Dinge mit minimalem Abstand zum Objekt, steht seiner Eingebung, diese Fliege im Bild einzufangen, eigentlich nichts im Wege.
Leider aber verdeutlicht uns das von ihm hier vorgestellte Ergebnis, dass für eine gute Makroaufnahme doch noch etwas mehr notwendig ist.
Wir erkennen ganz einwandfrei, dass wir eigentlich nichts erkennen.
Ein Grund dafür ist die mangelnde Schärfe des Bildes. Es ist zwar unverkennbar, dass der Fotograf korrekt fokussiert hat, trotzdem ist das Foto an keinem Punkt wirklich richtig scharf. Für eine perfekt scharfe Abbildung im Nah- oder im Makrobereich genügt es eben nicht, dass sich das Objektiv auf die entsprechend kurze Aufnahmedistanz fokussieren lässt, es muss auch ganz gezielt für diesen Bereich korrigiert sein. Nicht umsonst stellt die optische Industrie spezielle Makro-Objektive her, welche im Nahbereich eine ganz hervorragende Abbildungsqualität besitzen, dafür aber bei Aufnahmen mit „normalem” Abstand deutliche Schwächen zeigen.
Im Prinzip gilt für jedes Objektiv, dass es die größte Schärfe lediglich bei einem ganz bestimmten Abbildungsmaßstab leistet. Ich selbst zum Beispiel benutze bei Aufnahmen mit der Mittelformatkamera und einem Objektabstand unterhalb von fünf Metern generell das S-Planar 120mm von Zeiss, es sei denn, ich brauche einen Weitwinkel-Effekt. Zwar lassen sich natürlich auch mit anderen Objektiven wie dem Zeiss Sonnar 150mm oder dem Planar 80mm in diesem Bereich problemlos gute Fotos produzieren, sie bilden dort aber eben nicht so überragend scharf ab wie das S-Planar.
Im Makrobereich gilt das alles noch viel mehr. Leider aber haben die für solche Aufnahmen geeigneten Spezial-Objektive einen ganz gravierenden Nachteil: sie kosten richtig viel Geld — und zwar um so mehr, je tiefer wir in die Welt des Makro-Kosmos eindringen wollen.
Ein weiterer Grund für die Tatsache, dass die detailreichen Einzelheiten der Fliege nicht erkennbar sind, liegt in der falsch dimensionierten Beleuchtung. Das eigentliche Objekt unserer fotografischen Begierde ist leider total überbelichtet. Wahrscheinlich liegt das daran, dass auch der in der Kamera integrierte Blitz mit dem Nahbereich nicht zurecht kam, die Automatik ihn nicht weit genug herunterdimmen konnte.
Wir erinnern uns an das pysikalische Gesetz: Licht nimmt ab mit dem Quadrat der Entfernung. Das bedeutet, dass bei gleichbleibender Lichtquelle und Verdoppelung der Entfernung die Lichtintensität auf dem Objekt nur noch ein Viertel beträgt. Umgekehrt vervierfacht sich die Intensität, wenn wir den Beleuchtungsabstand halbieren. Jetzt wird schnell klar, dass wir im Makrobereich mit seinen extrem kurzen Objektabständen nur noch ganz geringe Lichtintensität einsetzen dürfen, um zu einer korrekten Belichtung zu gelangen. Um das Ganze nicht zu sehr zu komplizieren gehe ich jetzt nicht näher darauf ein, dass andererseits bei Fokussierung im Nahbereich wegen der dann größeren Distanz zwischen der Hauptebene des Objektivs und dem Film wieder etwas Licht verloren geht.
Diese beiden technischen Mängel, die fehlende Schärfe und die zu intensive Blitzaufhellung, haben leider dazu geführt, dass unser Fliegenbild nicht so recht gelungen ist, obwohl der Fotograf den richtigen Ansatz hatte und das Objekt konzentriert ins Bild gesetzt hat. Die Spuren des Scheibenwischers auf der Glasscheibe bilden eine interessante Struktur und hätten das Foto richtig interessant gemacht, wenn ...
Im Augenblick bleibt mir als Trost nur ein anderer Aspekt.
Wenn ich ein Auge zukneife, sehe ich auf diesem Foto plötzlich das Bild eines durch ein dramatisches Sternen-Universum rasendes Riesen-Raumschiffs.
Trackingnumber: tutor-001595
Author: Petr Kozak, Albion, Queensland Australia
Date: May 20, 2003 10:51
Size: 429 x 600
Type: jpg
User's short description: Still life, mixed medium..photograph of my art work..[fish]..mounted on canvas..strobes wraped in red cellofan folie...
Nicht viel drauf auf diesem Foto, oder?
Kann ein fast leeres Bild auch ein Bild sein?
Es stellen sich so viele Fragen bei dieser Einsendung von Petr Kozak aus Australien. Einige davon könnte wohl der Autor nur selbst beantworten.
Ohne Zweifel handelt es sich hier um ein konsequent durchgestaltetes, um nicht zu sagen durchgestyltes Stilleben. Der Fotograf zeigt seine Stärke im Aufbau eines intensiven Bildes durch den Verzicht auf inhaltliche und gestalterische Überladung und auf extreme Anhäufung von Details, durch weitgehende Reduktion der Bildelemente und spannungsreichen Aufbau.
Das weite Auseinanderrücken der abgebildeten Gegenstände schafft Platz für eine große und scheinbar leere Fläche, ausgefüllt lediglich von der Struktur des Hintergrundes. In der französischen Sprache gibt es für das Wort „Stilleben” einen besonders in vorliegendem Fall wesentlich treffenderen Ausdruck: „nature mort”. Die wörtliche Bedeutung dieses Begriffs scheint mir in dieser Leere der Fläche geradezu sinnbildlich dokumentiert. Um das zu erreichen, hat der Autor sogar das Anschneiden eines der beiden Bildelemente in Kauf genommen. So ungern ich ansonsten derart knapp angeschnittene Dinge im Bild sehen möchte, hier erscheint mir solches Vorgehen logisch und sinnvoll. Es unterstützt die gewollte Distanz noch kraftvoller, erhöht die Spannung und spiegelt zusätzlich den Konflikt der beiden Bildteile „Fisch” und „Haken” wieder.
Apropos Fisch und Angelhaken:
Das ist mir dann vielleicht doch um ein ganzes Stück zu vordergründig, mystisch und symbolbeladen. Das hätte ich mir gerne im Ausdruck etwas fein- und hintersinniger, etwas lässiger und beiläufiger vorgestellt. So aber kommt dieses Bild in seiner fast aufdringlichen Direktheit daher und erdrückt durch seine Eindeutigkeit beinahe meine Intensionen, die Phantasie zur Deutung des Bildes spielen zu lassen.
Und dann ist da noch die intensive und agressive rote Farbigkeit! Der Fotograf erklärt uns, dass er diese durch Beleuchtung mitttels in roter Folie gepackter Blitze erreicht hat. Seine Technik ist zwar durchaus interessant und anerkennenswert, es bleibt aber die Frage, ob sein Vorgehen wirklich dem Bild dienlich war. Ich habe da so meine Zweifel. War denn die natürlich vorhandene farbige Stimmung so schrecklich, dass man sie mit der eingefärbten Beleuchtung überdecken musste? Irgendwie muss ein derartiges Konzept doch ein Motiv haben. Wenn der Autor mit seinem Exzess in Rot eine ganz bestimmte Bildaussage erreichen wollte, dann ist diese Botschaft bei mir jedenfalls nicht angekommen und damit sein Anliegen wohl verfehlt worden. Die Farbe Rot wird von meinem Empfinden mit den gezeigten Dingen nun so gar nicht in Verbindung gebracht.
Sehr schön empfinde ich allerdings die Gegenüberstellung des Angelhakens in Form als realer Gegenstand mit der sinnbildlichen und quasi stellvertretenden Darstellung des Fisches in Form der Zeichnung. Aber auch diese Wechselwirkung der unterschiedlichen Erscheinungsformen von Dingen wird durch die starke, die Kontraste und Modulationen verwischende Farbigkeit gestört. Eigentlich ist das sehr schade. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Foto eine viel kraftvollere und eindringlichere Wirkung hätte, wäre es dezenter und würde nicht mit solch schreiender Farbigkeit auftreten.