Author: Helmut Ploberger, Sankt Florian, Österreich
Date: Mar 26, 2003 07:03:02
Size: 796 x 413
Type: jpg
User's short description: Diese, und noch viele andere Karatestudien wurden im Zuge eines Lehrganges im Linzer Stadion aufgenommen. Kamera: Canon EOS1, 400mm/2.8
Wowhh — das haut hin !
Helmut Ploberger aus dem glücklichen Österreich hat einen geradezu als grandios zu bezeichnenden Schnappschuss eingeschickt. Alle Achtung, dieses Foto kann sich wahrlich sehen lassen. Herzlichen Glückwunsch.
Beim Lesen schon dieser ersten paar Zeilen werden Sie meine nahezu euphorische Beurteilung dieser Aufnahme bemerkt haben.
Für meine Begeisterung gibt es aber auch gute Gründe. Der Fotograf hat hier wirklich alle Dinge in vollem Umfang richtig gemacht.
Er wollte mit seinem Bild einen intensiven Eindruck vermitteln von der Kraft und Dynamik des Kampfsports. Dafür war es absolut erforderlich, eine klassisch typische Szene, den entscheidenden Moment des Wettkampfs, im Bild einzufangen. Es ist angesichts der Unkalkulierbarkeit des Kampfverlaufes und der hohen Geschwindigkeit der Bewegungsabläufe nicht einfach, diesen wirklich optimalen Augenblick zu finden. Helmut Ploberger hat den idealen Punkt aber voll erwischt. Da hat sicher geholfen, dass er — wie er in seiner Beschreibung zugibt - ganz viele Aufnahmen geschossen und somit die Chance deutlich verbessert hat, genau den richtigen Moment mit der Kamera einzufangen.
Für seine Aufnahme hat er eine ganz kurze Belichtungszeit gewählt. Das dadurch bewirkte scheinbare „Einfrieren” der Bewegung stellt die Kämpfer in durchaus ästhetisch wirkende Pose. Ich mag zwar bei der Darstellung von Bewegung auch eine adäquate Bewegungsunschärfe sehr gerne, in diesem Fall empfinde ich dieses „Einfrieren” aber als durchaus angebracht. Der Gesichtsausdruck des vom Sprung getroffenen Sportlers entschädigt mich dafür absolut, der wäre sonst nicht so schön deutlich dokumentiert worden. Ich glaube beinahe ein innerlich ausgerufenes „Au weh!” zu vernehmen. Und die geballten Fäuste vermitteln mir einiges von der körperlichen Spannung, der mentalen Konzentration und dem Siegeswillen der beiden Kontrahenten.
Ich habe an dieser Stelle schön öfters eine Empfehlung zur Verwendung von Objektiven längerer Brennweite ausgesprochen, um die bildwichtigen Elemente eines Fotos vom Hintergrund zu trennen. Hier haben wir ein Paradebeispiel für diesen gut funktionierenden Effekt. Der diffuse Hintergrund lässt die Personen fast scherenschnitthaft deutlich hervortreten. Es bleibt aber unzweifelhaft erkennbar, um was es sich beim ihm eigentlich handelt.
Die Dynamik des Sprunges findet eine weitere Betonung im Bildaufbau mit seinem extremen Querformat, welches dem Rhythmus der Bewegung entspricht. Die somit diagonal durch das Format und leicht nach unten weisende Linienführung baut Spannung auf und lässt den Blick dieser Bewegung folgen. Zwangsläufig ergibt sich damit eine Positionierung des getroffenen Kämpfers in der linken unteren Ecke. Diese Position und das untere Anschneiden der Figur symbolisieren auf subtile, aber perfekte Weise dessen Unterlegenheit.
Ein wirklich gutes Sportfoto !
Trackingnumber: tutor-001475
Author: Gowri Satyanarayana, Bangalore, Karnataka India
Date: Mar 28, 2003 12:03:42
Size: 700 x 460
Type: jpg
User's short description: my first shot at „panning”.. altho i liked it for a first shot, it somehow does not really convey movement.. so looking for some professional comments to help me take better panning pics in the future..
Alles ganz neu.
Gowri Satyanarayana hat mit ihrer Kamera intensiv gearbeitet und uns eine große Auswahl ihrer Bilder eingeschickt. Sie scheint noch alles auszuprobieren, denn das Spektrum ihrer Einsendungen umfasst ganz unterschiedliche Sujets. Einiges davon wirkt noch ein wenig banal, aber dieses Bild hier hat doch ganz sicher einen gewissen Reiz.
Die Fotografin hat hier etwas für sie ganz neues ausprobiert. Das wird auch aus ihrer Beschreibung deutlich, in der sie sich mit der Einsendung ihrer Aufnahme etwas Hilfe erwartet, um in Zukunft solche Bilder noch besser machen zu können.
Sie hat sich damit aber auch gleich an eine ganz schwierige Technik herangewagt: der mitgezogenen Bewegungsaufnahme.
Im Gegensatz zu Aufnahmen, bei denen man versucht, ein sich bewegendes Objekt durch entsprechende Kurzzeitbelichtung scharf abzubilden, wird hier die Kamera während der Belichtung synchron zur Bewegung des Objektes mitgezogen. Wenn man dieses Verfahren richtig perfekt beherrscht, entsteht eigentlich eine Aufnahmesituation, bei der sich das Objekt im Bild scheinbar überhaupt nicht mehr bewegt und statt dessen das komplette Umfeld in Bewegung scheint. Da also nunmehr im Bild keine Bewegung des Objekts stattfindet, es quasi statisch im Format steht, kann man die Belichtungszeit unbedenklich verlängern, es wird trotzdem scharf abgebildet während die scheinbare Bewegung des Umfeldes zu einer immer stärkeren Unschärfe führt (Verriss).
Um aber das Objekt tatsächlich scharf abzubilden zu können, sind zwei wichtige Punkte unabdingbar.
Zum einen muss die Bewegung der Kamera gleichmäßig und absolut der des Objektes entsprechend sein. Um ein Gefühl für dieses Drehen der Kamera zu entwickeln, bedarf es eigentlich ständiger und intensiver Übung, sofern man nicht von Natur aus ein Talent dafür mitbringt. Ich selbst helfe mir dabei mit dem Anbringen eines kleinen Fadenkreuzes im Kamerasucher, auf dem ich einen bestimmten Punkt des Objektes während des Mitziehens fixiere. So lässt sich leichter vermeiden, mit der Kamera vorzueilen oder nachzuhinken.
Übrigens, für diese Aufnahmetechnik ist eine digitale Kamera denkbar ungeeignet. Die Auslöseverzögerung dieser Kameras ist auch bei hochwertigen Apparaten immer noch zu lang, so dass der Aufnahmezeitpunkt praktisch unkontrollierbar wird.
Als zweites ist es unbedingt erforderlich, irgendwelche Wackler der Kamera während des Mitziehens zu vermeiden. Für den Hausgebrauch hilft dafür schon die Verwendung eines Stativs mit einem guten und stabilen Stativkopf oder einfacher die eines Einbeinstativs. Aber aufgepasst, viele billige Stativköpfe lassen Drehbewegungen nur schlecht und ruckweise zu.
Zusätzlich ist es erforderlich, ein Verreißen der Kamera beim Auslösen zu vermeiden. Sofern die Kamera nicht sowieso von Hause aus eine elektrische Auslösung hat, ist hier die Hilfe relativ einfach und heisst „Drahtauslöser”. Ganz elegant geht das natürlich mit einem in einen Pistolen-Handgriff integrierten Drahtauslöser.
Für uns Profis gibt es darüber hinaus noch eine weitere, allerdings recht aufwendige Möglichkeit. Ich benutzte bei solchen Aufnahmen einen sogenannten Gyro-Stabilizer. Das ist ein elektrisch angetriebener und extrem schneller Hochgeschwindigkeits-Kreisel, der in einem schweren Gehäuse unterhalb der Kamera starr befestigt wird. Dieses Gerät verhindert durch den Kreisel-Effekt zuverlässig jeden Wackler und stabilisiert die Drehbewegung der Kamera. Im Prinzip entspricht es in seiner Wirkungsweise dem von den Filmleuten verwendeten Steadycam.
Wir sehen, dass die indische Fotografin unseres Bildbeispiels mit der Technik dieses Verfahrens noch nicht so ganz vollkommen zurechtgekommen ist. Der Motorradfahrer ist eindeutig nicht scharf abgebildet.
Aber, mal ganz ehrlich, ist dieses Foto deswegen ein schlechtes Bild ?
Nein.
Ich finde es trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Unschärfe sehr reizvoll. Die Auflösung des Umfeldes ist so intensiv, dass die Geschwindigkeit des Fahrens gut zum Ausdruck kommt, und lässt trotzdem etwas vom Charakter dieses Umfeldes durchscheinen. Und besonders angetan hat es mir der lange nach hinten laufende Schatten des Motorradfahrers. Es scheint fast so, als ob er vor diesem Schatten davonfahren will.
Nur eines trübt den guten Eindruck: die vielen Staubkörner auf dem Bild! Wenn ein Foto eingescant wird, ist es wirklich nur ganz wenig Aufwand, den mitabgebildeten Staub zu entfernen. Das ist im Bearbeitungsprogramm ein Aufwand von vielleicht gerade mal fünf Minuten. Und diese Minuten lohnen sich wegen des dann deutlich besseren Gesamteindrucks allemal.