Author: Rolf Süßbrich, Dortmund , Deutschland
Date: Nov 13, 2002 22:11:30
Size: 1024 x 768
Type: jpg
User's short description: Muschel und Feder
Hat Rolf Süßbrich, der uns dieses Foto von Feder und Muschel einreichte, sich mit dem Autor des ebenfalls heute vorgestellten Bildes der Pilze über ein gemeinsames Thema, die kleinen und unscheinbaren Sachen, abgesprochen?
Das mag fast so erscheinen, denn auf den ersten Blick sind da ganz verwandte Ansatzpunkte.
Wie auch bei den Pilzen sind hier dank der Aufmerksamkeit des Fotografen einfache und banale Dinge zum Gegenstand eines bemerkenswerten Bildes gemacht und damit gewissermaßen heroisiert worden. Darin äußert sich eine gewisse Gemeinsamkeit, auch wenn Rolf Süßbrich ganz anders an sein Motiv herangegangen ist.
Es ist nicht davon auszugehen, dass er ganz gezielt nach diesen Gegenständen seiner fotografischen Begierde gesucht hat, wie das wohl beim Fotografen der Pilze der Fall war. Vielmehr ist wohl anzunehmen, sein Motiv ist ihm eher beiläufig begegnet, ist ihm ins Auge gesprungen und hat sich für ein Foto aufgedrängt.
Darüber hinaus beschränkt er sich in der Abbildung der von ihm entdeckten Dinge auf eine äußerst schlichte, fast einer Reproduktion vergleichbaren Darstellung und stellt die grafischen, gestalterischen Aspekte des Bildes in den Vordergrund.
Die beiden Bildelemente, die sich in ihrem morbiden Ausdruck entsprechen, ergänzen sich im Bild trotz oder gerade wegen der unterschiedlichen Form in interessantem Spannungsverhältnis zu einer ausgewogenen Gestaltung. Ist das Zufall? Lagen diese Dinge wirklich so im Sand, in perfekter Anordnung? Die Leistung des Fotografen wäre das Erkennen der vorgefundenen Situation, das Abstrahieren des im Motiv enthaltenen Gestaltungsaufbaus von der Flut der Gesamteindrücke.
Vielleicht aber war es auch ganz anders. Vielleicht hat der Fotograf erst selbst diese beiden vorgefundenen Elemente zu einem einzigen gemeinsamen Bild zusammengeführt. Das wäre ihm dann allerdings richtig undrappiert und perfekt gelungen, scheinen diese Dinge doch ganz natürlich dort so zu liegen. Man beachte dabei nur einmal die wie selbstverständlich darüber gewehten Sandkörnchen.
Wie dem auch sei, das Ergebnis ist doch in Ordnung. Ich hätte mir für das Foto lediglich noch ein etwas flacheres Licht gewünscht. Dann wirkte das Bild ein wenig plastischer und der reproduktive Charakter würde nicht so in den Vordergrund drängen. Aber ein wirkliches Manko ist das nicht.
Trackingnumber: tutor-001254
Author: Philip Vanderlinden, Oostende , Belgium
Date: Nov 14, 2002 20:11:26
Size: 1024 x 685
Type: jpg
User's short description: Mushroom
Ein ganz besonderes Dankeschön für dieses Foto.
Philip Vanderlinden beweist uns mit seinem Beitrag eindrücklich, wie sehr es fotografisch lohnend ist, auf die kleinen und unscheinbaren Dinge zu achten, die uns umgeben und denen wir tagtäglich begegnen, über die wir aber allzu oft einfach hinwegschauen, weil wir sie nicht als geeignetes Fotomotiv erkennen.
Es ist beileibe kein Zufall, dass der Fotograf dieses Bildmotiv für sich entdeckt hat. Das beweisen die anderen von ihm eingesandten Bildbeiträge; alle zusammen lassen darauf schließen, dass er ganz gezielt an seine Motive herangegangen ist. Er ist mit offenen Augen wachsam unterwegs gewesen, hat sich mit seinen Fundstücken intensiv fotografisch beschäftigt und ist mit einigen bemerkenswerten Ergebnissen belohnt worden.
An dem hier gezeigten Bildbeispiel fällt sofort die ungewöhnliche Perspektive auf. Ganz nah heran und ganz tief hinunter ist der Fotograf mit der Kamera seinem Objekt auf die Pelle gerückt. Das Herangehen ans Objekt, das Close up, macht einen großen Teil der Faszination dieser Aufnahme aus. Ich kann mir die Szene bildhaft vorstellen: da liegt ein Mann im Wald bäuchlings auf dem Boden, unbeeindruckt von feuchtem Laub und Dreck, und kriecht mit seiner Kamera förmlich in die Pilze hinein. Um das zu tun, muss man seiner Leidenschaft, dem Fotografieren, schon sehr verfallen sein. Alle Achtung.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die wunderbar reichhaltige Detailwiedergabe und die vom weichen Licht begünstigte Farbstimmung und Modulation in den Farbabstufungen. So strahlt das Foto eine erdige Wärme aus und lässt ein Gefühl von Verbundenheit mit der Natur entstehen. Ich kann beim Betrachten die Feuchtigkeit des Laubes und die dumpfe Intensität der Pilze geradezu tatsächlich riechen.
Und noch etwas ist auffällig und ungewöhnlich. Über die Abbildung der Pilze als natürliches Stilleben hinaus kann das Bild auch fast als Landschaftsdarstellung gelten. Die Wahl eines Objektivs mit kurzer Brennweite, welches auch im Nahbereich eine noch recht ordentliche Tiefenschärfe erreicht, hat den Fotografen in die Lage versetzt, auch die in relativ weitem Abstand befindlichen Teile der Umgebung noch ausreichend scharf ins Bild zu setzen und damit der eindeutigen Erkennbarkeit zuzuführen. So erhalten wir ziemlich präzise Information über das Umfeld der abgebildeten Objekte, ohne dass dieses vom eigentlichen Thema ablenkt.
Sicher, dieses Foto kommt nicht sonderlich trendy und modern daher, ebenso erhebt es keinerlei künstlerischen Anspruch. Aber es beweist nachdrücklich, dass auch ganz normale Aufnahmen von ganz normalen Dingen eine besondere Wertigkeit besitzen können, wenn sie handwerklich perfekt gemacht sind und der Fotograf willig und fähig ist, auf diese Dinge einzugehen und sich mit dem Fotografieren auseinanderzusetzen.