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Author:   Blagoy Tsenkulov, Sofia, Bulgaria
Date:   Nov 20, 2002 15:11:22
Size:   1024 x 699
Type:   jpg
User's short description:   „Playboy”: Candid :-)


Ich kann mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Das ist doch mal eine ganz andere Art eines „Urlaubsbildes”.
Der Fotograf sieht das offensichtlich genau so, beschreibt er doch sein Bild ganz einfach:
„Playboy”: Candid :-)
Beim Entstehen dieser Fotografie von Blagoy Tsenkulov aus Bulgarien wäre ich doch gerne Mäuschen gewesen. Dann wüsste ich auch, ob das Bild zufällig aufgeschnappt wurde, ob der Fotograf das Motiv mit einem ihm bekannten Paar inszeniert hat oder ob eventuell Herr Tsenkulov sich hier mit dem automatischen Auslöser sogar selbst dargestellt hat.

Für den Fall, dass ersteres zutreffend ist, es sich also um einen „Schnappschuss” handelt, kann ich dem Autor nur gratulieren. Das ist wunderbar gesehen, schnell erfasst und perfekt ins Bild gesetzt. Dazu gehört schon eine hohe Aufmerksamkeit und eine besondere Begabung, die Komik einer Situation schnell erkennen und entsprechend darauf reagieren zu können. Ich selbst hätte mich dabei wahrscheinlich vor lauter Lachen geschüttelt und überhaupt kein vernünftiges Bild zustande gebracht.
Sollte der Fotograf dieses Bild allerdings inszeniert haben, dann ziehe ich auch hier den Hut. Das wirkt schon sehr gekonnt, besonders weil diese Inszenierung eben nicht so vordergründig spürbar ist. Daran erkennt man eine wirklich perfekte Regie, dass alles so wirkt, als wäre es völlig natürlich und eine Inszenierung eigentlich gar nicht vorhanden. In unserem Fall müsste man dem Fotografen und Regisseur auch noch ein Lob aussprechen für seine humoreske Erzählweise. Dieses eine Sujet ersetzt einen ganzen Comic-strip.
Wenn nun aber Herr Tsenkulov sich hier selbst präsentiert? Dann gilt alles bisher gesagte genauso. Dazu kommt aber mindestens noch eine Auszeichnung für komisches und darstellerisches Talent. Man müsste ihn fast als Comedian Artist bezeichnen.

Die Qualität dieser Fotografie ist nun durchaus kein Zufall und erschöpft sich nicht in der sympathischen Situationskomik. Die Bildwirkung wird nur ermöglicht durch eine technisch saubere Ausarbeitung und einen durchdachten Bildaufbau. Insbesondere die Wahl des Bildausschnitts ist hier maßgeblich beteiligt. So komprimiert der Anschnitt der Mütze das Motiv und drückt den Blick auf den Mittelpunkt der Bildaussage, der Zeitschrift. Und das Anschneiden der Frau in sozusagen „kopfloser” Darstellung reduziert symbolhaft das Weibliche auf den Körper, in Entsprechung zur ideologischen Ausrichtung des „Playboy”.

Das einzige, was mir bei diesem Foto aber doch Kopfzerbrechen bereitet: Warum nur muss dieser Mann eigentlich im „Playboy” schmökern? Die Figur seiner weiblichen Begleitung verspricht doch auch einiges, oder?
 

Trackingnumber: tutor-001271


Author:   Jochen Eder, Waldzell, Österreich
Date:   Nov 21, 2002 12:11:41
Size:   739 x 553
Type:   jpg
User's short description:   Das Bild ist entstanden in einer Kegelbahn, entwickelt habe ich es selbst. Die Kamera war eine Minox GT 35, der Film ein Agfa 100. Inhaltlich strahlt es Skurillität und Brutalität aus.


Ein provozierendes Bild, das zwiespältige Gefühle in mir auslöst.

Jochen Eder aus Österreich rührt damit recht kräftig die ganz tief in unserem Inneren verborgenen Emotionen auf.

Die Beurteilung dieser Aufnahme stütze ich auf zwei hervorstechende Aspekte, aus denen sich das Bild definiert und die, obwohl miteinander zusammenhängend und sich gegenseitig beeinflussend, durchaus eigenständig betrachtet werden können: die Bildaussage (Inhalt) und der Bildaufbau (Gestaltung).

Zunächst zum Inhalt:
Im ersten Anschauen ruft das Motiv des glatzköpfigen Mannes ein Empfinden von dumpfer Angst hervor. Ein solcher Anblick dient uns doch generell als Symbol für faschistische Gesinnung, aggressive Brutalität und Bereitschaft zur Gewaltanwendung. Geradezu potenziert wird diese Empfindung durch die faktische Duplizität der „Glatzköpfigkeit” - die Kegelkugel als Wiederholung der Form des Kopfes vermittelt Härte, Unnachgiebigkeit und im wahrsten Sinne des Wortes den Willen, Kegel „abzuräumen” — noch ein Symbol: die Form eines Kegels stellt eigentlich einen Menschen dar.
Die lange Flucht der Wand und die schummrige Beleuchtung erinnern fatal an eine dunkle Gasse oder — noch schlimmer — an eine enge, tunnelartige Unterführung. In einer solchen Situation gäbe es im Ernstfall kein Entrinnen. Jochen Eder hat sein Bild subtil so aufgebaut, dass wir ganz automatisch in diese Falle tappen.
Denn, wenn wir dann ganz genau hinschauen, handelt es sich ja eigentlich um eine völlig andere und im Grunde genommen total harmlose Szenerie. Da steht jemand auf der Kegelbahn und bereitet sich konzentriert auf seinen Wurf vor. In Wahrheit ist also alles nur ein Spiel, eine Situation aus der friedlichen Welt des Sports und der Freizeit.
Dieses Erkennen der wahren Bedeutung regt mich zum Nachdenken an darüber, ob wir mit unserer schnellen und voreiligen Zuordnung von optischen Symbolen nicht selbst Schuld tragen an Engstirnigkeit und Kompromisslosigkeit.

Zur Gestaltung:
Jochen Eder hat es sehr gekonnt verstanden, seiner Aufnahme Intensivität und Spannung zu verleihen. Die betonte Asymmetrie des Bildaufbaus dient dazu als wesentliches Werkzeug. Die perspektivische Flucht der Wand betont diese Ausrichtung und findet in der doppelten Kugelform von Kopf und Kegelkugel ihren Gegensatz. Die Beschränkung auf das vorhandene Licht perfektioniert und unterstützt die Bildaussage. Besonders das Spiegeln des Lichts auf den beiden „Kugeln” wirkt reizvoll und betont intensiv die Form. Und es ist beileibe kein Mangel, dass große Teile des Bildes ohne Wiedergabe von Details im Dunkel versinken. Im Gegenteil, das macht das übrige nur noch wichtiger!

Fazit:
Dem Fotografen ist hier ein sehr eindrucksvolles und starkes Bild gelungen. Lediglich die technische Qualität der Aufnahme lässt einige Wünsche offen. Diese Kritik relativiert sich allerdings, wenn man die Ausrüstung berücksichtigt, die Jochen Eder für dieses Foto zur Verfügung stand. Mit dieser Kamera ist schlichtweg mehr einfach nicht möglich.
Es ist aber ein sehr wichtiges Bild. Und deshalb bin ich dem Autor auch dankbar, dass er es gemacht hat, und vor allem, dass er es so gemacht hat.
 
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