
Der Autor hat einen guten Ansatz gefunden für seine Intention, uns das Innere eines traditionellen Hauses in der Türkei zu zeigen. Die von ihm gewählte streng zentrale Raumperspektive gibt der Szenerie eine ruhige Ausstrahlung und eine gewisse Würde, ohne dem Bild allzu enge Fesseln anzulegen oder gar Langeweile aufkommen zu lassen. Dazu verhilft auch die Asymmetrie der Raumdekoration und der im Bildmotiv angeordneten Personen. Zwar sind die abgebildeten Menschen durch die Verteilung an den Fenstern jeweils für sich isoliert und scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, aber natürlich verbindet sie der gemeinsame Aufenthalt im gleichen Raum und genauso auch die gleiche Muße des „aus dem Fenster Schauen”.
Solche Gedanken bewegen mich beim Betrachten der von Robert Kalb aus Wien präsentierten Fotoaufnahme. Sie vermittelt mir eine eigentümlich wehmütige, mystisch nostalgische Stimmung. Ganz unwillkürlich spielen sich in meinem Kopf Szenen aus längst vergessenen Geschichten ab, die ich in meiner Jugendzeit in alten, verstaubten und vergilbten Büchern gelesenen hatte. Szenen von einem uralten Fährmann mit wehendem Bart und schneeweißen Haaren, der seinen schweren, schwarzen Nachen in ewigem Rythmus mit dem Ruder durch den unheimlichen Nebel quer über den tiefdunklen See stößt und trotz lebenslangem Abrackerns niemals an das andere Ufer gelangt.