
Wir können dieses Männerbildnis gerne als Paradebeispiel betrachten für den überragenden und kaum zu übertreffenden Umfang an Tonwertabstufungen, die eindringliche Plastizität und die Feinheit an Detailwiedergabe, welche bei Beherrschung dieses Verfahrens erreichbar sind. Das lässt sich in farbiger fotografischer Abbildung nicht in so perfekter Art erzielen, so sehr die Qualität der fotochemischen oder jetzt auch der digitalen Mittel inzwischen optimiert werden konnte. Vielleicht liegt der Grund für das Empfinden hoher Wertigkeit beim Betrachten einer perfekten Schwarz-Weiß-Aufnahme aber in Wirklichkeit in der Art begründet, wie sich der Vorgang des Sehens von Bildern in unserem Bewusstsein abspielt. Da unsere normale und alltägliche Wahrnehmung im Bereich des ganzen sichtbaren Farbenspektrum angesiedelt ist, könnte es sein, dass wir ein Schwarz-Weiß-Bild schon automatisch wegen dessen Reduzierung als wertvolle Besonderheit einstufen. Es ist mir allerdings ein Rätsel, aus welchem Grund dieser Vorgang bei schwarz-weißen Fernsehbildern offensichtlich nicht in solcher Weise funktioniert.
Zwar ist das eine recht beeindruckende und in ihrer Wirkung sehr interessante Lichtsituation, welcher sich der Autor dieses Fotos, Gerhard Wolf aus Bayern, gestellt hat, aber sie ist vom Fotografen eben auch nicht so ganz einfach zu beherrschen und fordert schon einiges an Können und überlegter Vorgehensweise. Vorweg gesagt: hier hat der Autor die sich selbst gestellte Aufgabe gut in den Griff bekommen und sein Bild, jedenfalls was die Belichtungstechnik anbetrifft, zu einem guten Ergebnis geführt.