
Der Autor dieser digitalen fotografischen Komposition versichert uns glaubhaft, dass nur wenig an seinem Bild dem entspricht, was er in Realität mit seiner Kamera vorgefunden hat. Immerhin aber zeigt uns sein Foto eine Szene, welche in dieser Form tatsächlich hätte vorkommen können. So muss sein Eingriff auch nicht als Schaffung einer künstlich synthetischen Welt gelten, sondern kann ähnlich beurteilt werden wie die Nachbildung der Wirklichkeit im Theater, im Film, oder im weiten Feld der professionellen Werbefotografie, wo durch Setbau oder durch Nachbearbeitung ebenfalls so wie bei seinem Bild eine vorstellbare Realität nachgebaut wird.
Die Motivation für diese Manipulationen am wahren Bild ist schnell gefunden. Natürlich wollte der Fotograf seine Aufnahme zu einem für sein Empfinden besseren Ergebnis führen und ihr die von ihm gewünschte Stimmung und Bildaussage vermitteln. Insofern kann ich in dieser Methode, eine Fotografie nachträglich zu bearbeiten und zu verändern, nichts Verwerfliches sehen. Digitales Composing und Korrekturen mit Bildbearbeitungs-Software sind lediglich neue Werkzeuge in neuer Technik. Auch die Bildermacher der klassischen Fotografie haben ihre Aufnahmen zur Optimierung manipuliert, nur eben mit anderen Werkzeugen — auf dem Negativ durch Retusche mit Bleistift, Pinsel oder Chemikalien, beim Vergrößern in der Dunkelkammer durch Nachbelichtung, Abwedeln, Mehrfachbelichtungen bis hin zur Verwendung von Nylonstrümpfen als Weichzeichner.